Lebenswerk. Freunde und Theologen zu Hans Küng

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Stephan Schlensog (Hg.): Lebenswerk. Freunde und Theologen zu Hans Küng, Freiburg/Basel/Wien: Herder, 2019, 159 S.

Der Herausgeber Stephan Schlensog, Generalsekretär der von Hans Küng begründeten “Stiftung Weltethos”, schreibt zu dem Band:
“Hans Küng ist einer der wenigen weltweit bekannten und geachteten Theologen unserer Zeit. Beeindruckend ist das Themenspektrum seines theologischen OEuvres, konsequent sein lebenslanger Einsatz für Ökumene, Kirchenreform, interreligiösen Dialog und Weltethos. Anlässlich seines 90. Geburtstags im Jahr 2018 versuchten Weggefährten und Schüler einen Rückblick auf das Schaffen und Wirken dieses herausragenden Denkers. Der Band dokumentiert diesen Rückblick. Die aufgenommenen Beiträge würdigen das vielschichtige Lebenswerk Hans Küngs aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigen die bleibende Bedeutung seines Denkens.
Eröffnet wird der Band mit einem Festvortrag der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann zu Hans Küngs Geburtstag: »Reformation und Toleranz«. Dem folgen Beiträge eines Symposiums zum Werk von Hans Küng; es schreiben: die katholische Theologin Johanna Rahner zu »Kirche und Ökumene im Umbruch«; der Theologe und Küng-Schüler Hermann Häring zu »Hans Küngs Christus- und Gotteslehre«; der Religionswissenschaftler Perry Schmidt-Leukel zu »Hans Küngs Impulse zur Theologie der Religionen «; der Wirtschaftsphilosoph Claus Dierksmeier zur Frage »Wie überzeugt man Atheisten und Agnostiker vom Weltethos?«. Den Abschluss bildet »Wege zum Weltethos« des Theologen und jahrzehntelangen Küng-Weggefährten Stephan Schlensog.” –

Für den Zusammenhang von INTR°A bzw. interreligiöser Arbeit ist insbesondere der Beitrag von Perry Schmidt-Leukel in diesem Band von besonderem Interesse: Schmidt-Leukel zeigt eindrücklich auf, dass Küng nicht nur grundlegende Beiträge zur Fundamentaltheologie (s. seine frühen Werke “Christsein”, 1974 und “Existiert Gott”, 1978) und später zu einem gemeinsamen Weltethos der Religionen (ab 1990er Jahre) geleistet hat, sondern auch wie wenige zuvor die theologische Herausforderung durch andere Religionen angenommen hat und darin ein Pionier in Sachen interreligiöser Theologie war. Schmidt-Leukel entfaltet dies exemplarisch anhand von Küngs Dialog mit Judentum und Islam und mit dem Buddhismus hinsichtlich Gotteslehre und Christologie. Küng hat sich Schmidt-Leukel zufolge zum Beispiel als einer der ersten dafür stark gemacht, Muhammed als genuinen Propheten und den Koran als echte Gottesoffenbarung anzuerkennen, von der Christen wichtiges für ihre eigenes Gottesverständnis lernen können (S.112ff.). Ebenso habe er herausgearbeitet, dass der Buddhismus wichtige Anregungen für ein differenzierteres, reiferes Verständnis der Personalität Gottes geben könne (S. 115ff.). Diese Ausführungen von Schmidt-Leukel machen insgesamt deutlich, wie lohnend es ist, Küngs OEuvre gerade auch in dieser interreligiös-theologischen Hinsicht zu erforschen und auszuwerten.

Achim Riggert