Solidaritätserklärung und Gedenkveranstaltung zur Verwüstung muslimischer Gräber in Iserlohn

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Am Neujahrswochenende ist das muslimische Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof in Iserlohn auf furchtbare Weise verwüstet worden. Angesichts dieser Untat, die bundesweit Entsetzen und Betroffenheit ausgelöst hat, haben der Ev. Kirchenkreis Iserlohn und das katholischen Dekanat Märkisches Sauerland direkt am 2. Januar gemeinsam zu einer Gedenk- und Solidaritätsveranstaltung aufgerufen, deren Inhalt und Intention INTR°A nur aus ganzem Herzen unterstützen kann!

Pfarrer Bernd Neuser und Dekanantsreferentin Gaby Iserloh konnten im Rahmen der Veranstaltung mit den muslimischen Familien reden. In ihrer Trauer brachten die Familien doch zum Ausdruck: Ob es muslimische, jüdische oder christliche Gräber sind, die geschändet wurden, ihnen ist wichtig, dass die Glaubenden in Iserlohn zueinander stehen. In seiner Ansprache und einem anschließenden Gebet brachte Pfarrer Neuser die Betroffenheit aller Religionen zum Ausdruck, die seit vielen Jahren am „Runden Tisch der Religionen in Iserlohn“ zusammenarbeiten. Der Runde Tisch beschäftigt sich zurzeit mit den verschiedenen Beerdigungsriten und Glaubenssymbolen, die den verschiedenen Religionen eigen sind. Im Jahr 2022 will der Runde Tisch auf dem Hauptfriedhof allen Interessierten interreligiöse Friedhofsführungen anbieten. Nun soll beraten werden, wie wir die betroffenen Familien unterstützen und die Gräber besser geschützt werden können. Am 27. Januar werden Verantwortliche des Runden Tisches der Religionen in Iserlohn gemeinsam mit dem Integrationsrat darüber beraten.Iserlohn hat es leider durch die enorm breite Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu einiger Bekanntheit gebracht. Bernd Neuser, der auch Beauftragter des Kirchenkreises Iserlohn für den christlich-islamischen Dialog ist, bittet die Gemeinden um ihr Gebet angesichts dieses furchtbaren Anschlags.

Ansprache und Gebet von Pfarrer Bernd Neuser, Iserlohn, am 2. Januar 2022bei der Gedenk- und Solidaritätsveranstaltungam muslimischen Gräberfeld des Hauptfriedhofs Iserlohn 

Ein Friedhof heißt Friedhof, weil er ein Ort des Friedens sein soll. Glaubende aller Religionen bestatten ihre Toten in der Hoffnung, dass unsere Verstorbenen bei Gott aufgehoben sind, meistens auch in der Hoffnung auf die Auferstehung zum ewigen Leben. Wir begraben unsere Angehörigen voller Respekt. Wir besuchen ihre Gräber und halten ihr Andenken in Ehren.

Am Sonntag, dem 14. November haben die Mitglieder des Runden Tisches der Religionen, für den ich heute spreche, den jüdischen Friedhof und hier auf dem Hauptfriedhof Iserlohn das muslimische Gräberfeld und christliche Gräber besucht. Wir haben einander erzählt von unseren verschiedenen Arten, den Toten unsere Liebe und unseren Respekt zu zeigen und für sie zu beten.

Um so entsetzter sind wir nun, die Gewalt wahrzunehmen, mit der an diesem Wochenende hier die Totenruhe gestört und diese Gräber verwüstet worden sind.Ich bringe auch die Trauer und Solidarität des katholischen Dekanats und seiner Verantwortlichen sowie des evangelischen Kirchenkreises Iserlohn und Superintendentin Espelöer zum Ausdruck.

Ob muslimische, jüdische oder christliche Gräber zerstört werden, unsere Trauer und unser Entsetzen ist groß. Die Toten können sich nicht wehren, sie werden beigesetzt im Vertrauen, dass ihren Gräbern Schutz und Respekt gezeigt wird.Unsere Stadtgesellschaft hat diese Gräber hier nicht schützen können, und das beschämt uns alle. Wir wünschen, dass die Täter gefunden werden.Unser Mitgefühl gilt den Familien, denen dies hier angetan wurde. Wir alle fühlen mit ihnen.

Ich habe eine bitte an Sie: Geben Sie das Vertrauen nicht auf, dass hier bei uns Tote in Frieden ruhen können. Sonst hätten die Täter auf schreckliche Weise ihr Ziel erreicht,dass muslimische Menschen bei uns nicht mehr bestattet werden.Der heutige Tag soll es zeigen: Wir stehen ein für den öffentlichen Frieden hier in Iserlohn, für den Frieden über den Gräbern und für den Schutz der Totenruhe.

Gebet:

Allmächtiger, barmherziger Gott,du guter Hirte und Bewahrer aller Menschen. Wir bringen unsere Scham und unser Entsetzen vor dich. Du bist der Herr über Lebende und Tote.Lass uns alle eintreten für das Leben und für den Respekt im gegenseitigen Umgang.Beschütze du unsere Toten, aber nimm auch uns in die Verantwortung.Wir bitten dich für das Miteinander der Religionen, der Völker und Kulturenhier in unserer Stadt Iserlohn.Es kann keinen Frieden geben ohne einen Frieden unter den Religionen.Bewahre du uns vor Vorurteilen, vor Hass und Intoleranz.

Wir befehlen uns, unsere Familien, die Lebenden und die Toten, dir an.Deine Barmherzigkeit ist größer als alles Schreckliche,was Menschen tun können.Lass uns den Glauben an deine Barmherzigkeit bewahren.Du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen