Es ist wohl unstrittig, dass der interreligiöse Dialog in den letzten Jahrzehnten viel zu einer Verständigung zwischen verschiedenen religiösen Traditionen und damit indirekt auch zu einem friedlicheren Miteinander beigetragen hat. Aber welches Potenzial hat der Dialog, wenn es zu direkteren Konflikten oder Konfrontationen zwischen Angehörigen verschiedener religiöser Traditionen kommt? Kann der Dialog mit seinen spezischen Spielregeln und Methoden dann auch eine wirksame, friedenstiftende Rolle spielen? Oder stößt er hier an Grenzen und ist mehr oder weniger ohnmächtig?
Diese Frage stellt sich gegenwärtig insbesondere im Blick auf das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen, das seit dem 7. Oktober letzten Jahres von verstärkten gegenseitigen Verwerfungen geprägt ist und auch Dialogprojekte zwischen Juden, Christen und Muslimen in Deutschland stark belastet. Ein zentrales Problem in diesem Zusammenhang stellt der allgemein angewachsene Antisemitismus und die allenthalben größer gewordene Muslimfeindlichkeit dar.
Auf diesem Hintergrund hat unsere Tagung in Kooperation mit der Melanchthon-Akademie/Köln, dem oikos-Institut der Ev. Kirche von Westfalen und der Ev. Kirche im Rheinland genauer erkundet, inwiefern der interreligiöse Dialog in solchen aktuellen Konflikten zu einer Annäherung und zu konstruktiven Lösungen beitragen kann. Dazu hat u.a. der profilierte Experte für Dialog und Friedensbildung in Israel John Munayer von seinen Erfahrungen in Jerusalem berichtet. Weitere grundlegende Beitrage haben der renommierte Religionstheologe und Buddhismus-Experte Prof. Dr. Schmidt-Leukel und der Fachmann für Komparative Theologie Prof. Dr. Idris Nassery aus Paderborn beigesteuert. Daran schloss sich eine intensive Diskussion unter den Referenten und mit den Teilnehmern in Köln und an den Bildschirmen an. Kurzes Fazit: Der Dialog steht angesichts der aktuellen Konflikte unter Druck, aber er ist alternativlos und in Wahrheit nötiger denn je.
Die Veranstaltung endete in der letzten Stunde mit der Vergabe des mit 5000 Euro dotierten INTR°A-Projektpreises 2024 an das Rossing Center in Jerusalem.
Einen ausführlichen Bericht zur gesamten Tagung mit weiteren Dokumenten, Bildern etc. stellen wir Anfang 2025 hier auf die Homepage.
Eine Aufzeichnung des Vortrags von Prof. Nassery finden Sie bereits jetzt hier.
Eine ausführliche, englische Fassung des Vortrags von Prof. Schmidt-Leukel s. hier
Eine Aufzeichnung und Dokumente zu der Verleihung des INTR°A-Projektpreises 2024 an das Rossing Center s. hier
Programm der Tagung im Einzelnen:
09:45 Uhr | Ankommen, Stehkaffee |
10:00 – 10:10 Uhr | Begrüßung und Einführung (Dr. Martin Bock, Achim Riggert) |
10:10 – 11:00 Uhr | „Seid gütig […] den Nachbarn, die euch nahe wie fern sind […].“ Komparativtheologische Überlegungen zu einer dialogbereiten NachbarschaftProf. Dr. Idris Nassery, Paderborn |
11:10 – 12:00 Uhr | Welchen Beitrag kann der interreligiöse Dialog zum Frieden zwischen den Religionen leisten? Prof. Dr. Perry Schmidt- Leukel, Münster |
12:10 – 13:00 Uhr | Dialogue in the Holy Land John Munayer, Jerusalem (Online) |
13:00 – 13:15 Uhr | Erste Rückfragen, Sammlung von Fragen |
13:15 – 14:00 Uhr | Mittagspause |
14:00 – 15:00 Uhr | Round-Table der Referenten; allgemeine Diskussion |
15:15 – 16:00 Uhr | Verleihung des INTR°A-Projektpreises 2024 an das Projekt „Healing Hatred“ des Rossing Center for education and dialogue, Jerusalem Laudatio von Ralf Lange-Sonntag, (Beauftragter für interreligiösen und christlich-jüdischen Dialog der Ev. Kirche von Westfalen) Danksagung/Vorstellung des Projekts (mit Zuschaltung von Dr. Sarah Bernstein, Direktorin Rossing Center, Jerusalem) |
16:00 Uhr | Ende der Tagung |
Anschließend INTR°A-Mitgliederversammlung (Offen für alle Interessierten!)